Der Komponist THÉODORE GOUVY wurde am 3.Juli 1819 in Goffontaine in Lothringen geboren und starb am 21.April 1898 in Leipzig. Sein gesamtes Leben wurde von der französischen und der deutschen Kultur und Politik gleichermaßen beeinflusst. Obwohl als Kind einer wohlhabenden Familie französischer Industrieller geboren, erhielt Gouvy die deutsche Staatsbürgerschaft, da seine Geburtsstadt Homburg – Haut bereits vier Jahre vor seiner Geburt aufgrund des zweiten Pariser Friedens an Preußen gefallen war. Die französische Staatsbürgerschaft wurde Gouvy erst im Alter von 32 Jahre zuerkannt. Seiner Herkunft und seinem Herzen nach Franzose, wurde sein musikalisches Schaffen gleichermaßen von französischen und deutschen Einflüssen geprägt: Seine musikalische Ausbildung erhielt Gouvy privat bei den französischen Professoren Antoine Elwart und Pierre Joseph Zimmermann,denn aufgrund der fehlenden französischen Staatsbürgerschaft verwehrte ihm Frankreich den Zugang zum Examen an französischen Universitäten und zum Conservatoire de Paris. Seine musikalischen Vorbilder fand er in Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Robert Schumann.

Gouvy war 1844 Mitglied eines Künstlerkreises um Cesar Franck und Nils Gade in Rom, war mit Karl Halle befreundet, lernte Frédéric Chopin und Hector Berlioz kennen, pflegte eine lebhafte Korrespondenz mit Camille Saint-Saëns, Théodore Dubois, Franz Liszt, Ferdinand Hiller und Johannes Brahms. Seine erste Sinfonie op. 9 wurde 1847 in Paris uraufgeführt und von der Kritik positiv angenommen, im selben Jahr zählte die Gazette musicale Gouvy bereits zu den wichtigsten zeitgenossischen französischen Komponisten seiner Generation. Im Journal des Débats äußerte sich Berlioz am 1851 wohlwollend über Gouvy.

1862 beugte Gouvy sich den Erwartungen der Pariser Musikwelt, die zu jener Zeit von der italienischen Oper geprägt war, indem er die Arbeit an seiner Oper aufnahm, „Le Cid“, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Pierre Corneille. 1864 interessierte sich das sächsische Hoftheater (die heutige Semperoper) für das Werk. Ein Jahr lang hatte Gouvy mit dem berühmten Tenor Ludwig Schnorr von Carolsfeld, der für die Hauptrolle eingeplant wurde, intensiv gearbeitet. Dieser verstarb aber überraschend. Die Oper wurde daraufhin zurückgezogenund kam nie zur Aufführung. Allgemeine Anerkennung fand Gouvy in Paris erst spät: So führte 1868 die Société des concerts du conservatoire seine Werke auf.

1873 wurde er in den Ausschuss der Société nationale de musique gewählt, weitere Ehrungen folgten. Dennoch war Gouvy über den lange ausgebliebenen Erfolg seiner Musik enttäuscht und lehnte daher 1875 aus gekränktem Stolz den Prix Chartier für das beste Streichquartett ab. Nach dem Tod seiner Mutter 1868 zog Gouvy nach Hombourg-Haut in die Villa seines Bruders Alexandre und dessen Frau Henriette, die Gouvys Werk schätzte und seine Arbeit förderte. Alexander ermöglichte es den beiden,die Zeit des Deutsch-französischen Krieges gemeinsam in sicheren Schweizer Exil zu verbringen. Nach dem Frankfurter Frieden von 1871 fiel schließlich auch Hombourg-Haut an Deutschland.

Ab 1874 wurde die von ihm komponierte Chormusik überwiegend in großen deutschen Städten (Leipzig, Wiesbaden, Duisburg, Halle, Frankfurt am Main und Frankfurt/ Oder) aufgeführt. Nach Paris kehrte er 1889 anlässlich der Weltausstellung zum letzten Mal zurück. Gouvy starb auf einer seiner Konzertreisen 1898 in Leipzig an den Folgen eines Herzinfarkts, begraben wurde er in Hombourg-Haut. Théodore Gouvy hat ein vielfältiges Werk bestehend aus Instrumental und Vokalmusik,geschaffen, dass „deutschen Ernst mit der französischen Eleganz“ verbindet. Er schuf dieses Werk in einer Zeit großer politischer Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich, die im deutsch französischen Krieg (1870 – 1871) gipfelten.